Bühne und Baumhaus: Joan Baez wird 70
Erfurt. Tournee und Baumhaus, beides passt zu der Sängerin und Liederdichterin. Wenn sie wollte, könnte Joan Baez außer ihrem runden Geburtstag demnächst auch ein Jubiläum feiern: seit 50 Jahren Ikone und Stimme der Friedensbewegung. Ihr Vorname hat schon allzu viele auf die Idee gebracht, sie mit der Heiligen Johanna zu vergleichen: eine Ritterin des globalen Gutmenschentums. Im Unterschied zu den meisten anderen ist sie es niemals müde geworden, singend und demonstrierend gegen den Krieg, gegen die Kriege der USA zu Felde zu ziehen. Wenn sie auf Tournee geht - im Frühjahr reist sie durch Frankreich - dann hat sie ein Anliegen, eine Botschaft. Die Songs von früher passen als Antwort auf den Irak-Krieg so gut wie auf den in Vietnam. Wenn es Donovans "Universal Soldier" gibt, dann ist der beharrliche Friedensaktivist sein Antipode; und Joan Baez gehört zu den wenigen, die in ihrem Pazifismus niemals schwankend geworden sind. Es ist zugleich etwas Kindliches in dieser Beharrlichkeit. Kinder glauben, sie könnten die Welt verändern; Menschen wie Joan Baez sind noch im hohen Alter überzeugt davon, sie zumindest ein wenig besser machen zu können. Wer sich permanent engagiert - gegen Krieg, für Menschen- und Bürgerrechte, für Gewaltlosigkeit und die Umwelt -, der braucht Rückzugsräume und Krafttankstellen. Ein Baumhaus: ein Versteck wie aus Kindertagen. Vielleicht hat gerade Joan Baez es besonders nötig. Mimi Baez, auf die Bob Dylan zuerst ein Auge warf, ehe er sich der älteren und erfolgreichen Joan zuwandte, hat von Panikattacken ihrer Schwester berichtet, von ihrer Angst vor dem Publikum, auch als sie schon ein gefeierter Star der Folk Music war. Die Ruhe und Souveränität, die Joan Baez heute auf der Bühne ausstrahlt, ist hart erkämpft......
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