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„Müller und die Moral“
Herr Müller, der Inhaber des Müllermilch-Konzerns, ist in der Vergangenheit ja nicht nur durch seine Produkte aufgefallen, sondern hat sich einige Dinge geleistet, die moralisch untragbar sind!
Die Unternehmensgruppe Theo Müller ist nach eigenen Angaben das größte private Molkerei-Unternehmen in Deutschland und in zahlreichen weiteren europäischen Ländern sowie in Israel vertreten. Sie erwirtschaftete im Jahr 2010 einen Umsatz von rund 2,2 Milliarden Euro! Trotzdem streicht Müller staatliche Subventionen in Millionenhöhe ein, die eigentlich nur kleinen Unternehmen zu Gute kommen sollten! Wie DER SPIEGEL (Ausgabe 49/2009) berichtet, wandelte Müller nur ein paar Monate vor der Bewilligung dieser Fördermittel daher die größte seiner Molkereien in Leppersdorf in eine Ansammlung kleiner Milchläden um. Plötzlich erschienen neun neue Unternehmen, die alle dieselbe Firmenadresse wie die Großmolkerei hatten. Und das aus gutem Grunde: Bei einem Antrag auf Fördermittel erhöht sich die Geldsumme deutlich, wenn ein Unternehmen weniger als 250 Mitarbeiter beschäftigt. Während große Firmen staatliche Zuschüsse nur in Höhe von 5 bis 10 Prozent der Investitionen erhalten können, steigt die Quote bei kleinen Firmen mit weniger als 250 Mitarbeitern auf bis zu 27,5 Prozent! Durch die künstliche Verkleinerung der größten Molkerei Europas konnte Müller Fördermittel in Höhe von 40 Millionen Euro allein aus der Kasse des Freistaats Sachsen bekommen! Nicht nur, dass der Steuerzahler Großprojekte eines Marktführers mitfinanzieren muss. Er muss sich dazu noch gefallen lassen, dass Müller verspricht, in Leppersdorf 144 neue Arbeitsplätze zu schaffen (was bei der Bewilligung der Subventionen ausdrücklich berücksichtigt wurde), gleichzeitig aber 165 Jobs in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen streicht!
Und das sind nicht die einzigen moralischen Verfehlungen, die sich Müller in Leppersdorf leistet: Müller ließ Wald abroden, um Platz für seine Großmolkerei zu schaffen. Dafür musste er sich verpflichten, an anderer Stelle neuen Wald aufzuforsten, und zwar insgesamt 4,57 Hektar, was einer Größe von gut sechseinhalb Fußballfeldern entspricht (Quelle: www.gesunde-westlausitz.de, 03.04.2010, „Wald von Müllermilch lässt auf sich warten“) „Waldumwandlung“ heißt dies im Amtsdeutsch. Nun sollen weitere fünf Hektar für eine Werkserweiterung abgeholzt werden, obwohl bis dato die aus alten Waldumwandlungen versprochenen Aufforstungen noch gar nicht erfolgt sind! Und für die neuen Aufforstungen, die für einen weiteren Ausbau der Molkerei anstehen würden, sind noch nicht einmal vollumfänglich Flächen vorhanden. (Quelle: www.gesunde-westlausitz.de, 09.02.2011, Müller Milch…oder die Axt im Wald?“)
Überhaupt schöpft Herr Müller gerne mal alle rechtlichen Möglichkeiten aus, die sich ihm bieten, obwohl Sinn und Zweck verborgen bleiben. Die Molkerei in Leppersdorf wurde im Zuge des Milchlieferstreiks der Bauern im Sommer 2008 - wie viele anderen Molkereien auch – blockiert. Die Milchbauern wollten damals auf den viel zu niedrigen Milchpreis aufmerksam machen und sind deshalb auf die Straße gegangen, um für ihr wirtschaftliches Überleben zu kämpfen, anstatt sich einfach ihrem Schicksal zu ergeben. Müller sieht hierin jedoch einen Angriff auf sich persönlich und sein Unternehmen. Er ist der Einzige, der gegen die demonstrierenden Milchbauern Schadensersatzprozesse führte, ohne dafür Kosten und Mühen zu scheuen, anstatt den Dialog und eine gemeinsame Lösung zu suchen. Er erstattete sogar Strafanzeige gegen die Demonstranten!
Allen Ernstes hatte Müller sogar vor, eine Müllverbrennungsanlage in unmittelbarer Nähe zur Molkerei in Leppersdorf zu bauen! Dass die Abgase, die eine solche Anlage ausstößt, langfristige gesundheitliche Schäden bei den Beschäftigten in der Molkerei auslösen können, und auch die Molkereiprodukte - Lebensmittel, die in den Handel gelangen und von uns Verbrauchern konsumiert werden – von den Abgasen kontaminiert werden könnten (Quelle: www.fw-gg.de Mitteilung vom 23.04.2009), kam Müller entweder gar nicht in den Sinn oder es war ihm schlicht egal. Selbst ein ablehnender Bürgerentscheid im Jahr 2006 konnte ihn zunächst nicht aufhalten, er plante einfach eine neue Anlage 350m entfernt von dem alten Standort (Quelle Wikipedia - Leppersdorf). Erst nach heftigen Widerständen und wohl vor allem wegen der schlechten Rendite-Prognose ließ Müller von dem Vorhaben ab.
Dass es Müller nur um´s Geld geht zeigt sich auch daran, dass er anscheinend nicht nur – wie er auf seiner Internetseite angibt – Milch aus Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen verarbeitet. Wie man hört, soll er in großem Umfang auch Milch aus Osteuropa verarbeiten. Verlautbarungen zufolge soll er im Zeitraum April 2009 – April 2010 für die Produktion in Leppersdorf etwa 10% der Milch aus Tschechien und etwa 5% der Milch aus Polen bezogen haben! Das entspricht ca. 600 t Milch täglich! Dabei wäre er auf Importe überhaupt nicht angewiesen, denn in Deutschland wird ohnehin ein Überschuss an Milch produziert! Nicht nur, dass er der heimischen Wirtschaft Schaden zufügt. Er nimmt dabei auch in Kauf, dass zumindest zweifelhaft ist, ob die Qualität der importierten Milch bereits mit den hiesigen Qualitätsstandards mithalten kann. So hatte in Polen vor dem Beitritt zur EU im Jahr 2000 über 40 % der angelieferten Milch eine Qualität, die den EU Kriterien nicht entsprach (Quelle: Effekte des Beitritts Polens zur EU auf das Angebotsverhalten polnischer Molkereien, Dissertation von Andrea Wälzholz, 2003). In Tschechien hatten bis 2002 sogar fast 80% der Molkereien keine Erlaubnis, in die EU zu liefern (Quelle: Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft, Landbauforschung Völkenrode Sonderheft 264, 2004, S. 27).
Obwohl Müller immer wieder betont, dass Verbrauchersicherheit und Produktqualität für ihn oberste Priorität hat, lässt er trotzdem Milch von Kühen verarbeiten, die mit Gen-Pflanzen gefüttert werden. Dabei sollte ein so großer Konzern wie Müller Milch es sich eigentlich leisten können, auf Qualität und somit auf genfreies Futtermittel zu setzen. Aber auch hier geht es dem Milchfürsten wohl lediglich um die Durchsetzung seines eisernen Willens. Veränderungswünschen gegenüber bleibt er stur. Dabei lehnen insgesamt 70 Prozent der Verbraucher Gen-Pflanzen für Tierfutter ab, wie eine Studie von Greenpeace ergibt (Quelle: stern.de, 12. August 2005). Fünf Jahre ging Müller gerichtlich gegen Greenpeace vor, die Müller-Milch als „Gen-Milch“ bezeichnete, bis schließlich das Verfassungsgericht feststellte, dass Müller´s Molkereibetriebe nicht im gesamten Produktionsprozess auf gentechnische Verfahren verzichten würden. Müller lässt jedoch weiterhin Gen-Pflanzen verfüttern. Die Müller-Marke Weihenstephan wird sogar als Alpenmilch beworben, obwohl Greenpeace in der Vergangenheit nachgewiesen hat, dass auch die Weihenstephan-Milchkühe mit Gen-Soja gefüttert wurden (Quelle: www.greenpeace.de).
Müller verkauft, was viele nicht wissen, auch unter folgenden Marken seine Milch: Weihenstephan, Sachsenmilch, Loose, TMA und Pragolaktos.
Und übrigens: Müller hat seinen Wohnsitz extra in die Schweiz verlegt, um der Erbschaftssteuer in Deutschland zu entgehen (Quelle: DER SPIEGEL 39/2003).
Nach all dem sollte sich jeder beim nächsten Einkauf zweimal überlegen, welches Produkt er in seinen Einkaufswagen legt.
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