Sonntag, 11. März 2012

W. Tarpley: Putins historischer Verdienst - Verhinderung von Iran Krieg

     Hinweis über eine mail von Peter Pawlak

umkreis-institut.de/umkreis-online/webster-tarpley-zur-wahl-von-praesident-putin


Russia Today: Dies war bis jetzt Russlands transparente Präsidentschaftswahl. Glauben Sie, dass der Westen diese Ansicht teilen wird, sobald die offiziellen Ergebnisse verkündet sein werden?
Webster Tarpley: Nun, unglücklicherweise sind die Eliten hier in Washington darüber vor Wut kurz vor einem Herzinfarkt. Das ist nicht das Ergebnis, das sie sich gewünscht haben. Ich bin nicht sicher, was Sie sich wünschten, aber sicherlich nicht dies.
Die Perspektive, die wir nun haben, ist, einige Schritte weg zu machen von einer unipolaren Welt – die ihr Versagen so dermaßen unter Beweis gestellt hat – hin zu einer Welt, die mehr im Gleichgewicht ist, hin zu der Schaffung eines Gegengewichtes oder einer kritischen Prüfung dieser unverantwortlichen und rücksichtslosen Politik der Angloamerikaner. Ich möchte dem russischen Volk gratulieren zu einer enormen Portion ziviler Reife, die sie gezeigt haben, und einer enormen Portion an internationaler Verantwortung. Es ist ein historisches Ereignis. Ich würde es vergleichen zu der Wahl von Franklin D. Roosevelt, als er 1940 die dritte Amtszeit gewann, oder Charles de Gaulle, als er wieder an die Macht kam in Frankreich in 1958. Im Moment ist für mein Urteil Wladimir Putin der angesehenste Politiker in der Welt mit einem enormen politischen Kapital. Und er kam nicht einen Augenblick zu früh, denn teilweise aufgrund dessen, was in der letzten Zeit geschehen ist, befindet sich der ganze mittlere Osten am Rand eines größeren Krieges. Der israelische Premierminister versucht den amerikanischen Präsidenten  - diese nutzlose Gestalt – zu überzeugen, dass es an der Zeit sei, einen allgemeinen Krieg im mittleren Osten zu haben. Und dies ist der Moment, in dem das Kapital des designierten Präsidenten Putin zum Tragen kommt. Möglicherweise in Richtung zu einer diplomatischen Lösung. Wir haben auch eine weltwirtschaftliche Depression. Und hier scheint es, dass der designierte Präsident Putin es sich leisten könnte, etwas größer und umfassender zu denken und zu planen.
Russia Today: Es ist interessant, dass sie die zivile Reife der Bürger in Russland gerade eben erwähnt habe. Dieses Urteil steht natürlich in völligem Gegensatz zu Senator John McCain, der als prominenter amerikanischer Politiker vor dem Szenario eines möglichen arabischen Frühlings in Russland warnte. Denken Sie, das man versuchen könnte, Russland in eine politische Instabilität zu drängen, obwohl hier doch ein klarer Sieg für Putin vorliegt?
Webster Tarpley: Ich denke, dies ist unglücklicherweise mehr als wahrscheinlich. Da ist der amerikanische Botschafter Michael McFowl. Ich denke, ich kann das von hier aus sagen: Er ist ein Spezailist in farbigen Revolutionen. Er denkt, er ist der Mann, der uns die Orangenen Revolution in Kiew gebracht hat in 2004, er würde das gerne krönen mit einer weißen Revolution in Moskau. Aber eines ist ja doch sehr interessant: Wenn wir uns die aktuellen Demonstrationen ansehen in Russland, besonders die in Moskau in den letzten drei oder vier Monaten, was waren die großen Ereignisse? Die zweitgrößte Demonstration – denke ich – war eine pro-Putin-Demonstration im Luzniki-Stadion, mit ungefähr 130.000 Menschen. Und überhaupt die größte Demonstration – soweit ich sehe – war die im Siegespark in der ersten Woche im Februar von Nationalisten, die Anti-Orange waren, also gegen Farbenrevolutionen, gegen die sich einmischende US-Botschaft. Sie wollten Stabilität in Russland. Sie demonstrierten gegen solche Leute wie Lemonov und Nemzov etc., also die Anhänger dieser orangenen Revolutionen, die eigentlich nur interessiert sind, den russischen Staat zu vernichten, nicht nur Putin, sondern ganz Russland einen Schaden zuzufügen. Ich denke, es gibt in Russland keine wirkliche Unterstützung für diese Anhänger dieser farbigen Revolution.
Russia Today: Kommen wir zur Weltpolitik und den Beziehungen des Westens zu Russland. Glauben Sie, es wird sich viel ändern jetzt, nachdem Putin Medwedew ersetzt hat?
Webster Tarpley: Ich hoffe, wir können wieder zu der Situation zurückkehren, die wir in 2007 hatte. Eines der historischen Verdienste von Putin ist, dass er damals im Grunde half zu verhindern oder vielleicht sogar verhinderte einen Krieg von Amerika und Israel gegen den Iran. Das war anlässlich von Präsident Putins Besuch bei Präsident Ahmadinejad. Ich denke, das sind die Dinge, auf die wir hoffen können. Eine Politik der Beschwichtigung ist versucht worden und funktioniert nicht. Es gibt keinen rationalen Anknüpfungspunkt hier in Washington. Wir haben eine regierende Elite, die sich auf einer Flucht nach vorne befindet, die immer wieder als Kriegshysterie und immer wieder als eine Psychose der Destabilisierungsversuche erscheint, als Einmischungen in die inneren Angelegenheiten anderer Länder. Aber die einzige Sprache unglücklicherweise, die diese Leute hier verstehen, ist die eines starken Widerstandes. Ich fürchte, das ist der Punkt an dem wir uns nun finden, und je schneller jeder dies versteht, umso besser für uns alle. Die andere Alternative würde etwas sein wie die fürchterlichen Ereignisse in Libyen mit 150.000 Toten. Wenn man diesen Leuten hier nur eine Handbreit zugesteht, dann reißen sie sich gleich alles unter den Nagel.
Russia Today: Worauf sollte sich die Präsidentschaft von Putin als nächstes konzentrieren?
Webster Tarpley: In erster Linie zu versuchen, einen Krieg zu verhindern, eine größere russische Initiative für irgend eine Art von diplomatischer Lösung. Gerade hörten wir, dass Premierminister Netanyahu von Israel sagte: Es sollte keine Verhandlungen geben mit Blick auf den Iran. Natürlich sollte es das! Und Russland hat nun die Autorität dazu. Es wäre für Putin möglich, der – wenigstens meiner Auffassung nach – der angesehenste Politiker in der Welt ist, dies auf die Tagesordnung zu setzen.
Auf der anderen Seite haben wir eine weltwirtschaftliche Depression. Es hat Amerika getroffen, England und trifft nun Europa. Und es wird weitergehen und andere treffen. Brauchen wir nicht irgend eine Art von internationaler Reform, die gerade nicht in der Richtung dieser neoliberalen Ansätze oder der Schocktherapie des WWF liegt – oder den Forderungen der Superreichen ein Prozent der Welt?

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