Hinweis über eine mail von Peter Pawlak
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Russia Today: Dies war bis jetzt Russlands
transparente Präsidentschaftswahl. Glauben Sie, dass der Westen diese
Ansicht teilen wird, sobald die offiziellen Ergebnisse verkündet sein
werden?
Webster Tarpley: Nun, unglücklicherweise sind die
Eliten hier in Washington darüber vor Wut kurz vor einem Herzinfarkt.
Das ist nicht das Ergebnis, das sie sich gewünscht haben. Ich bin nicht
sicher, was Sie sich wünschten, aber sicherlich nicht dies.
Die Perspektive, die wir nun haben, ist, einige Schritte weg zu
machen von einer unipolaren Welt – die ihr Versagen so dermaßen unter
Beweis gestellt hat – hin zu einer Welt, die mehr im Gleichgewicht ist,
hin zu der Schaffung eines Gegengewichtes oder einer kritischen Prüfung
dieser unverantwortlichen und rücksichtslosen Politik der
Angloamerikaner. Ich möchte dem russischen Volk gratulieren zu einer
enormen Portion ziviler Reife, die sie gezeigt haben, und einer enormen
Portion an internationaler Verantwortung. Es ist ein historisches
Ereignis. Ich würde es vergleichen zu der Wahl von Franklin D.
Roosevelt, als er 1940 die dritte Amtszeit gewann, oder Charles de
Gaulle, als er wieder an die Macht kam in Frankreich in 1958. Im Moment
ist für mein Urteil Wladimir Putin der angesehenste Politiker in der
Welt mit einem enormen politischen Kapital. Und er kam nicht einen
Augenblick zu früh, denn teilweise aufgrund dessen, was in der letzten
Zeit geschehen ist, befindet sich der ganze mittlere Osten am Rand eines
größeren Krieges. Der israelische Premierminister versucht den
amerikanischen Präsidenten - diese nutzlose Gestalt – zu überzeugen,
dass es an der Zeit sei, einen allgemeinen Krieg im mittleren Osten zu
haben. Und dies ist der Moment, in dem das Kapital des designierten
Präsidenten Putin zum Tragen kommt. Möglicherweise in Richtung zu einer
diplomatischen Lösung. Wir haben auch eine weltwirtschaftliche
Depression. Und hier scheint es, dass der designierte Präsident Putin es
sich leisten könnte, etwas größer und umfassender zu denken und zu
planen.
Russia Today: Es ist interessant, dass sie die
zivile Reife der Bürger in Russland gerade eben erwähnt habe. Dieses
Urteil steht natürlich in völligem Gegensatz zu Senator John McCain, der
als prominenter amerikanischer Politiker vor dem Szenario eines
möglichen arabischen Frühlings in Russland warnte. Denken Sie, das man
versuchen könnte, Russland in eine politische Instabilität zu drängen,
obwohl hier doch ein klarer Sieg für Putin vorliegt?
Webster Tarpley: Ich denke, dies ist
unglücklicherweise mehr als wahrscheinlich. Da ist der amerikanische
Botschafter Michael McFowl. Ich denke, ich kann das von hier aus sagen:
Er ist ein Spezailist in farbigen Revolutionen. Er denkt, er ist der
Mann, der uns die Orangenen Revolution in Kiew gebracht hat in 2004, er
würde das gerne krönen mit einer weißen Revolution in Moskau. Aber eines
ist ja doch sehr interessant: Wenn wir uns die aktuellen
Demonstrationen ansehen in Russland, besonders die in Moskau in den
letzten drei oder vier Monaten, was waren die großen Ereignisse? Die
zweitgrößte Demonstration – denke ich – war eine pro-Putin-Demonstration
im Luzniki-Stadion, mit ungefähr 130.000 Menschen. Und überhaupt die
größte Demonstration – soweit ich sehe – war die im Siegespark in der
ersten Woche im Februar von Nationalisten, die Anti-Orange waren, also
gegen Farbenrevolutionen, gegen die sich einmischende US-Botschaft. Sie
wollten Stabilität in Russland. Sie demonstrierten gegen solche Leute
wie Lemonov und Nemzov etc., also die Anhänger dieser orangenen
Revolutionen, die eigentlich nur interessiert sind, den russischen Staat
zu vernichten, nicht nur Putin, sondern ganz Russland einen Schaden
zuzufügen. Ich denke, es gibt in Russland keine wirkliche Unterstützung
für diese Anhänger dieser farbigen Revolution.
Russia Today: Kommen wir zur Weltpolitik und den
Beziehungen des Westens zu Russland. Glauben Sie, es wird sich viel
ändern jetzt, nachdem Putin Medwedew ersetzt hat?
Webster Tarpley: Ich hoffe, wir können wieder zu der
Situation zurückkehren, die wir in 2007 hatte. Eines der historischen
Verdienste von Putin ist, dass er damals im Grunde half zu verhindern
oder vielleicht sogar verhinderte einen Krieg von Amerika und Israel
gegen den Iran. Das war anlässlich von Präsident Putins Besuch bei
Präsident Ahmadinejad. Ich denke, das sind die Dinge, auf die wir hoffen
können. Eine Politik der Beschwichtigung ist versucht worden und
funktioniert nicht. Es gibt keinen rationalen Anknüpfungspunkt hier in
Washington. Wir haben eine regierende Elite, die sich auf einer Flucht
nach vorne befindet, die immer wieder als Kriegshysterie und immer
wieder als eine Psychose der Destabilisierungsversuche erscheint, als
Einmischungen in die inneren Angelegenheiten anderer Länder. Aber die
einzige Sprache unglücklicherweise, die diese Leute hier verstehen, ist
die eines starken Widerstandes. Ich fürchte, das ist der Punkt an dem
wir uns nun finden, und je schneller jeder dies versteht, umso besser
für uns alle. Die andere Alternative würde etwas sein wie die
fürchterlichen Ereignisse in Libyen mit 150.000 Toten. Wenn man diesen
Leuten hier nur eine Handbreit zugesteht, dann reißen sie sich gleich
alles unter den Nagel.
Russia Today: Worauf sollte sich die Präsidentschaft von Putin als nächstes konzentrieren?
Webster Tarpley: In erster Linie zu versuchen, einen
Krieg zu verhindern, eine größere russische Initiative für irgend eine
Art von diplomatischer Lösung. Gerade hörten wir, dass Premierminister
Netanyahu von Israel sagte: Es sollte keine Verhandlungen geben mit
Blick auf den Iran. Natürlich sollte es das! Und Russland hat nun die
Autorität dazu. Es wäre für Putin möglich, der – wenigstens meiner
Auffassung nach – der angesehenste Politiker in der Welt ist, dies auf
die Tagesordnung zu setzen.
Auf der anderen Seite haben wir eine weltwirtschaftliche Depression.
Es hat Amerika getroffen, England und trifft nun Europa. Und es wird
weitergehen und andere treffen. Brauchen wir nicht irgend eine Art von
internationaler Reform, die gerade nicht in der Richtung dieser
neoliberalen Ansätze oder der Schocktherapie des WWF liegt – oder den
Forderungen der Superreichen ein Prozent der Welt?
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