schwarz weiß rot
ich persönlich halte nicht allzu viel von dem "Schubladendenken" - der Einteilung in schwarz und weiß
Hervorhebungen durch mich
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Quelle: Einblick/Die-Templer
Die Verchristlichung der Wirtschaft
       Die Templer hatten weitreichende Pläne. In einem       erwarteten neuen Äon gedachten sie, in Zusammenwirken mit einem       erneuerten römisch-deutschen Reich, welchem dann auch Frankreich       angehören sollte, die ganze Welt zu beherrschen – zu deren Segen und       Wohlergehen. Die Templer empfanden und dachten nicht national. Ihre       Mitgliederschaft setzte sich aus Angehörigen vieler europäischer Völker       zusammen. In einem grundlegend anderen Verständnis als das Wort „Globalisierung"       heutzutage angewendet wird, waren die Templer vielleicht die ersten „Globalisierer".       Allerdings eben in einem ganz und gar anderen Sinne als der in unserer       Zeit herrschenden kommerzialistischen Sicht. Denn alles, was vor allem die       „westliche Welt" heute ausmacht, wollten die Templer beseitigen.       Und Ihre Vision klingt im XXI. Jahrhundert noch genauso kühn und       revolutionär wie sie zu ihrer Zeit war, ja, der Umsturz, gelänge er,       würde heutzutage sogar noch um vieles umwälzender sein. Denn zu Zeiten       der Templer galt der Zinswucher noch als eine tödliche Sünde.       Beispielsweise die ansonsten verhältnismäßig freiheitliche Republik       Venedig verhängte dagegen drakonische Strafen, ebenso handhabte es die       deutsche Hanse. Zins zu nehmen war sowohl Christen wie Moslems verboten;       und zwar generell. Anders als häufig angenommen, verbietet auch das       Judentum den Zins. Dies allerdings nur gegenüber Mitjuden, nicht bei       Andersgläubigen. „Von Fremden (Goiim) magst du (Volk Israel) Zins       nehmen", sagt ihnen ihr Jahwe (5. Mose 23.21). Nach jüdischer Lehre       gelten die meisten Gebote nur innerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft.       Die christlichen Herrscher haben das akzeptiert, denn sie benötigten oft       jemanden, der ihnen Geld lieh. So kam es, das der Geldverleih gegen Zinsen       zu einem spezifisch jüdischen Geschäft wurde. Mittlerweile wird dieses       Geschäft freilich auch von Christen und Moslems betrieben (von Moslems       noch immer relativ selten und oft mit speziellen Regelungen), aber viele       große Bankhäuser sind auch heute noch ganz oder teilweise jüdische       Unternehmen. Im Mittelalter war der Einfluß dieser Banken aber nur ein       mittelbarer und bei weitem nicht so groß wie in unserer gegenwärtigen       Zeit. Doch schon im Mittelalter gab es spekulative Geschäfte, in gewisser       Weise auch Devisenhandel; und eben Geldverleih gegen Zins und Zinseszins.       Das alles erschien den Templern von Übel. Um dieses Übel zu beseitigen,       erdachten sie ein neues Geldsystem. Geld sollte ausschließlich dem       Warenverkehr dienen, nicht aber selbst gehandelt werden dürfen. Es sollte       auch nicht gehortet werden können. Große Vermögen anzuhäufen, war in       den Augen der Templer kein mit dem Christentum zu vereinbarendes Ziel.       Also sollte ihr neues Geld dergestalt beschaffen sein, daß es nach einem       halben Jahr seinen Wert verlor. Wer Geld hatte, mußte es in diesem       Zeitraum wieder in Umlauf bringen, sonst würde es wertlos sein. Werte,       die nur auf Zahlenlisten bestehen, wie heutzutage üblich, hätte es nicht       gegeben. Für langfristige Vorhaben sollte es ein spezielles Wertgeld       geben, über welches ausschließlich Staaten und Institutionen verfügen       dürften, welche im Dienste der Volksgemeinschaft wirkten. In private       Hände wäre es nicht gelangt. Das war der Ausgangspunkt der Idee von der       Verchristlichung der Wirtschaft. Diese reichte aber auch in andere       Bereiche. So sollte beispielsweise die gesellschaftliche Position von       Handwerkern und Bauern verbessert werden. Die Stellung der Menschen sollte       nicht mehr durch Geburt bestimmt werden können, sondern ausschließlich       durch persönliche Leistung. Das wäre ein frontaler Angriff auf die       damaligen Vorrechte des Adels gewesen. Die Templer gedachten aber auch,       eine höhere Wertschätzung und besondere Rechte für die Frauen       durchzusetzen; zwar nicht nach heutiger Art von Gleichmacherei, sondern im       Hinblick auf die Verdienste der Frauen als Mütter. Die Rechte von Frauen       und Männern sollten zwar der Natur gemäß unterschiedlich sein, aber       ausgewogen - also gleichgewichtig, jedoch nicht gleich. Vor allen       Institutionen aber sollten Frauen die gleichen Rechte wie Männer haben.       Kategorisch abgelehnt wurde der Anspruch der Monarchen darauf, von „Gottes       Gnaden" eingesetzt zu sein. Wenn Gott außerhalb des Kosmos’ stand,       konnte er schließlich keine Herrscher auf Erden einsetzen. Das galt       selbstverständlich ebenso für den Papst. Kurz gesagt: die weltlichen       Ideen der Templer waren umstürzlerisch im höchsten Maße. In allen       Einzelheiten sind ihre Vorstellungen nicht erhalten. Das Konzept vom „Templerstaat",       welches geradezu republikanische Züge aufweist, stammt von einem       Assozianten, es kommt somit nicht unmittelbar aus dem Templerorden. Außer       Frage stehen dürfte, daß die Templer, wären sie zu politischer Macht       gelangt, einen autoritären Staat errichtet haben würden. Jede Art von       Laster wäre sicherlich mit drakonischen Mitteln bekämpft worden.       Diesbezüglich dachten die Templer noch härter als die katholische       Kirche. Wer sich eine Herrschaft der Templer tolerant nach heutigem       Verständnis dieses Wortes ausmalen wollte, läge extrem falsch. Das       spiegelt sich auch in der Definition wieder, die sie ihren Ordensfarben       gaben: „Das Weiß ist für die Guten, das Schwarz für die Bösen, und       das Rot steht für das Blut Christi". Ebenso, wie der Glaube der       Templer ein dualistischer war, teilten sie auch die Welt und die Menschen       in sinnbildlich weiß und schwarz, gut und böse ein. Doch sie rechneten       mit dem von ihnen angestrebten Neuen Reich erst in einer um Jahrhunderte       späteren Zeit. Das hatte quasi esoterische Gründe, doch war ihnen sicher       auch klar, daß sie nicht über die Machtmittel verfügten, ihre       Vorstellungen ohne das Einwirken höherer Kräfte verwirklichen zu       können. Politisch hielten sie sich daher zurück. Allein in Sachen       Geldwirtschaft und Bankwesen dachten sie aber wohl, in relativ naher Zeit       ihre Vorstellungen durchsetzen zu können. Die Ideen des Templerordens       waren nicht realistisch, nicht zu ihrer Zeit – und sie würden es auch       heutzutage nicht sein. Ob es in Zukunft einmal anders sein wird, das weiß       der Himmel allein. Bemerkenswert bleibt aber die Tatsache, daß Menschen       im Mittelalter so weit dachten, wie die Templer es taten.
Zu den ungewöhnlichen Details der Templergeschichte       gehört der Ausruf des letzten Großmeisters, Jacques de Molay, vom       Scheiterhaufen aus. Entsprechende Berichte stammen tatsächlich aus der       Zeit und sind durchaus glaubwürdig. Unabhängig von späteren       Ausschmückungen, ist der Kern dieser Angelegenheit sicherlich wahr:       Jacques de Molay rief vom Scheiterhaufen aus, er forderte Papst und König       auf, innerhalb eines Jahres vor dem himmlischen Richterstuhl zu erscheinen       (hinzugedichtet wurde später die angebliche Verfluchung des       Königsgeschlecht der Capetinger bis ins 13. Glied). Faktum ist: Papst       Clemens V. starb nur einen Monat später an einer ungeklärten Krankheit       (eventuell Krebs). und König Philipp IV. kam im Dezember desselben Jahres       durch einen Reitunfall ums Leben. Hatte das aber der „Fluch des Jacques       de Molay" vom Jenseits aus bewirkt? Oder hatten ihn vielleicht       irdische Anhänger gehört und besorgt, was der letzte Großmeister       wünschte? Etwa Mitglieder der Geheimwissenschaftlichen Templer-Sektion,       die noch jahrelang weiter bestand? Dort befaßten manche sich auch mit       Alchimie und waren sicherlich in der Lage, Mittel zu bereiten, die einen       Papst sterbenskrank und ein königliches Roß übernervös machen konnten.       Und diese Mittel dann treffsicher dem bestimmten Zweck zuzuführen, dazu       wären sie wohl auch noch in der Lage gewesen. Zugegeben, das ist nicht       mehr als eine Eventualität. Vielleicht war es ja doch anders, und der       Fluch allein hat genügt. Wer wollte es wissen?
Die meisten seriösen Arbeiten über die Geschichte des Templerordens beziehen sich mehr oder weniger auf die Schriften des Wilhelm von Tyrus (1130-1186) als eine der wichtigsten Quellen. Dieser war Erzbischof und zeitweilig Kanzler im Königreich Jerusalem. Eine weitere häufig verwendete Quelle zum Thema ist Kardinal Jacques de Vitry (ca. 1160-1240). Von beiden diesen Quellen ist bekannt, daß sie oft nicht sonderlich zuverlässig sind. Doch sie bleiben unverzichtbar. Daß jede Dokumentation, sei sie auch mit noch so großer Bemühung um Objektivität angefertigt, quasi unwillkürlich gleichsam ein Interpretament ist, läßt sich nicht bestreiten. Das ist unvermeidlich; es gilt daher naturgemäß auch für hier unsere Arbeit. Diese stützt sich auf eine Vielzahl von Quellen, zu denen auch bisher wenig genutzte aus Privatarchiven gehören. Einige der herangezogenen Quellen sind als apokryph einzustufen, was aber für viele von den Fachwissenschaften verwendete Quellen gilt, bloß daß dies meist unerwähnt bleibt. Alles in allem denken wir, mit dieser kleinen Artikelserie eine kompakte Darstellung der Geschichte der Templer sowie der als Templertum zu bezeichnenden Ideen ein realistisches Gesamtbild zu bieten, nichts ausgelassen oder modernen Sichtweisen angepaßt zu haben - und dem Geist der alten Templer so nahe zu stehen, wie zu schaffen es uns heute lebenden Menschen möglich ist. Und wenn es bei dieser CN-Arbeit eine spezielle Ambition gibt, so ist es die womöglich ein wenig sentimental erscheinende, die alten Templer - können sie das hier geschriebene sehen und lesen, zumindest durch die Augen Dritter auf Erden, woran wir ja glauben – sie werden damit einverstanden sein und sagen: Ja, so ist es gewesen!
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